Trockenmauern in der Gartengestaltung

 

Verwendung und Zweck

Höhenunterschiede im Gelände können für Gestaltung und Planung in Gartenräumen geschickt genützt werden. Geländeunebenheiten wie Hügel und Hänge mit ansteigendem oder steilem Gefälle sind oft bereits auf neu zu konzipierenden Grundstücken vorhanden. Eine Chance also, dies in der Planung zu berücksichtigen und mit einzubeziehen. Anstelle einer einheitlich flachen Ebene können unterschiedliche Höhenmodellierungen mit der Erbauung von Schutzmauern, Stützmauern und Treppen bewusst für mehr Spannung und Abwechslung im Garten dienen und zugleich Strukturvielfalt mit sich bringen.

 

Doch was für Möglichkeiten gibt es dabei im Mauerbau? Was ist eine Trockenmauer? Wie entscheidet man sich für den richtigen und passenden Naturstein? Welche Eigenschaften haben unterschiedliche Mauersteine und wie verbaut man diese? Dazu finden Sie Antworten in diesem Blogbeitrag mit aufschlussreichen technischen Details zum Naturstein-Verbau in der Gartengestaltung.

Grundlagen der Bauart

Für Stützmauern am Geländen gibt es verschiedene Bau-Möglichkeiten. Beispielsweise können Schwellen oder Rundsäulenelemente aus Beton oder Holz zum Einsatz kommen. Eine von Salamander Naturgarten gepflegte Bauweise ist vor allem der Trockenmauerbau. Als eine der ältesten Baumethoden bewähren sich Trockenmauern an verschiedensten Orten als Hangsicherung oder als allein stehende Schutzmauern. Diese Bauweise währt nicht nur in der Schweiz eine lokale, traditionelle und kulturelle Identität und zählt zu einem Handwerk mit Geschichte. Trocken im Wort Trockenmauer bedeutet, dass die Schichtung der Steine ohne Beton oder sonstiges (flüssiges) Bindemittel erfolgt. Hierbei bewirkt allein der richtige Aufbau in Verbindung mit dem Gewicht des Steines die erforderte Stabilität. Mit handwerklicher Erfahrung und der richtigen Technik beim Schichten können so qualitativ hochstehende Meisterwerke entstehen.

Die Vorteile dieser trockenen Bauart mit offenen Fugen sind vor allem Flexibilität, Dauerhaftigkeit und Natürlichkeit. Wenn sich das Gelände über die Jahre hinweg durch Witterungseinflüsse etwas verändert und bewegt, passt sich die Trockenmauer dynamisch an, ohne einzustürzen. Da sie nicht starr gebaut ist, reagiert sie aufgrund der freien Fugen flexibel auf strukturelle Geländeänderungen. Dies geht also einher mit einer langen Lebensdauer der Mauer. Das Werk aus Naturstein ist wasserdruchlässig und etwas beweglich, daher sind Rissbildungen so gut wie ausgeschlossen. Die Art und Weise, wie die Steine geschichtet sind, entspricht evtl. in der Natur einer felsigen Landschaft oder einem Schotterhaufen. Dies macht sie zu einem natürlichen Lebensraum, an welchem sich Pflanzen und Kleintiere ansiedeln können.

Muster der Fugenverläufe und Mauerverbände

Im Folgenden werden ein paar technische Details erläutert, wie Mauersteine traditionellerweise geschichtet werden. Stabiler Trockenmauerbau funktioniert nur mit Schulung durch handwerklich sattelfeste Bauer und durch jahrelange handwerkliche Erfahrung und Training. Das Trockenmauerhandwerk ist ein Langzeitprojekt, welches über Zeiträume perfektioniert werden kann. Ist Interesse, Engagement und Leidenschaft der Mauermacher involviert, werden die Bauten zu meisterhaften und ästhetisch hochstehenden charakteristischen Garten- oder Landschaftselementen.

Die Fugen zwischen zwei geschichteten Mauersteinen sollten möglichst eng sein und Hohlräume sollten durch kleinere Steine ausgefüllt werden. Kreuzfugen sowie senkrecht verlaufende Spalten über mehrere Steinelemente sollten grundsätzlich verhindert werden, da sie eine Trockenmauer instabil machen. Fugen in der Gartengestaltung können in folgenden Grund-Mustern vorliegen:

  • Schichtenmauerwerk, regelmässig, Lagerverband, Sonderform Quadermauerwerk

    Eine Mauerreihe (Schichtlage) weist mehrheitlich gleiche Höhen auf . In der Horizontalen ergeben die Fugen somit eine Linie. Hingegen sind die Fugen-Steine in der Vertikalen unter und oberhalb in der Reihe versetzt, so dass die senkrechten Fugen in zwei Reihen nie übereinander liegen. Meist sind die Natursteine allseitig bearbeitet, sind die Steine auf allen 6 Flächen präzise als Quader gemeisselt, spricht man auch von Quadermauerwerk. Falls alle Quader einer Reihe die gleiche Grösse aufweisen, spricht man von einem isodomen Mauerwerk. Haben die Quader einer Reihe (Schicht) unterschiedliche Höhen so spricht man von pseudoisodomem Mauerwerk.

  • Schichtenmauerwerk, im Wechsel, unregelmässig, Schottischer Verband

    Mauersteine werden so gesetzt, dass möglichst mehrere durchgängige horizontale Lagen entstehen. Rechtecke und Quaderformen wechseln sich ab und laufen teils auch über zwei Reihen. Die Querfugen sind unterschiedlich hoch, d.h. zwischendurch etwa ½ oder 1/3 so gross wie die grössste Querfuge. Die Höhen der Reihen (Schichten) können variieren. Die Natursteine können auf allen Seiten flächig bearbeitet sein.

  • Bruchsteinmauerwerk, verschiedene Steinsgrössen und Formen

    Verschiedene Grössen der Steine liegen geschichtet auf, die Querfugen sind teils unregelmässig durchgängig über mehrere Reihen und nicht immer waagrecht angeordnet. Dies kommt daher zu Stande, dass die Steine beinahe unbearbeitet verwendet werden. Sie werden nur grob angemeisselt, um zwei mehr oder weniger parallele Seiten zum Schichten zu erhalten. Im Gegensatz zum Schichtenmauerwerk sind die Steine also nur mit dem mindestens nötigen Aufwand bearbeitet und nicht extra zugehauen.

  • Polygonales Mauerwerk, Zyklopischischer Verband

    Ein unregelmässiges Fugenbild ohne waagrechte Verläufe liegt hier vor. In verschiedenen Winkeln ineinander übergehend, haben die Fugen kein klar erkennbares Konzept auf horizontalen und vertikalen Achsen. Die Zykopenmauer besteht meist aus rundlichen Bruch-Steinen mit flacher Vorder-Seite. Oft ist diese Mauer in zwei Schalen gebaut und hat eine Innenausfüllung aus Steinen, oder Lehm.

Wie Sie den folgenden Referenzbildern entnehmen können, gibt es Zwischenformen dieser Grundtypenmuster des Lagerverbandes, des Schottischen Verbandes und des Zyklopischen Verbandes.

Naturstein-Materialien

Je nach Region werden unterschiedliche Natursteinarten im Trockenmauerbau verwendet. Ob sie kubisch gebrochen sind oder eher in ihrer Naturform rundlich, zyklopisch oder als Schroppensteine vorliegen hat einen Einfluss auf den Aufwand bei der Schichtung, Bearbeitung und Einpassung in die Trockenmauer. Auch kann nicht jede Gesteinsart gleich gut gebrochen geschliffen und gemeisselt werden. Im Salamander Gartenbau werden in der Regel möglichst regionale Gesteine in Gärten verbaut.

  • Sandstein

    Sandstein ist ein Sedimentgestein mit einem Anteil von 50% Sandkörnern und entstand durch Ablagerungen in Flussrinnen und im Meer. Es sind überwiegend Quarzkörner und Gesteinsbruchstücke, welche sich kalkig zementiert zusammenfügen. Als Gestein ist es in vielen Materialstärken und Farben erhältlich. Die Erscheinung ist meist grau, selten grünlich oder rötlich. Der Stein ist gut bearbeitbar und eignet sich für Schichtenmauerwerke.

    Ein Beispielgarten mit Trockenmauern aus Rorschacher Sandstein finden Sie in der Referenz Terrassengarten

    Alpnacher Quarzstein in der Gartenlandschaft können Sie im Weiteren betrachten in der Referenz Hausgarten

  • Porphyr

    Wie Granit gehört auch Porphyr zu den Tiefengesteinen (Plutonit). Es sind verschiedene vulkanische Gesteine mit Kristallen in feinkörniger Grundmasse und mit hohem Anteil an Feldspaten. Diese Gesteinsart entstand, indem Magma in Gesteinsspalten floss und dort langsam abkühlte. Tief in der Erde bildeten sich Kristalle, welche in der Schmelze umher schwammen. Durch schnellen Aufstieg des Magmas und Vulkanausbruch erstarrte das Gestein und kristallisierte. Daher erkennt man ein gesprenkeltes Aussehen. Es ist ein recht dunkles , festes Gestein mit oft saurem Grundmilieu. Sehr hart und gut bearbeitbar findet der Stein als relativ kleiner Mauerstein Verwendung. Grössere Brocken zu gewinnen ist aufgrund der Materialeigenschaften schwierig. Porphyrisches Gefüge wird als polierter Naturstein auch im Innenausbau verwendet. Erkunden Sie unser Kundenreferenzprojekt Rittersporn und Seerose, um eine Trockenmauer aus Porphyr im Naturgarten kennen zu lernen.

  • Kalkstein

    Sedimentgestein aus CaCO2 Kalziumcarbonat (Calcit und Aragonit). Die Entstehung geht zurück auf die Ablagerung von Hartteilen von Meerestieren am Meeresgrund. Plattenförmig zusammengesetzt und feinkörnig ist das Material. Es gibt sehr viele verschiedene Varianten, unterschiedlich hart, verschiedene Farben, meist hell- bis blau-grau. Der Stein ist gut und leicht bearbeitbar und verarbeitbar. Je nach Kalkstein variieren die Eigenschaften. Salamander Naturgarten verwendet vor allem Grencher reps. Deutscher Jurakalk oder Schweizerischen resp. Deutschen Muschelkalk. In den Referenzen Naturgarten und Badegarten finden Sie weitere Beispiele zur Verwendung von Kalkstein im Garten.

  • Granit und Gneis

    Hauptminerale in der Zusammensetzung von Gneis und Granit sind Feldspat, Quarz und Glimmer.

    Granit als Gesteinsart gehört zum Magmatischem Tiefengestein (Plutonit). Langsame Abkühlung von Magma in der Erdtiefe bewirkte die Bildung des Gesteins. Dadurch bildeten sich grosse miteinander verzahnte Kristalle. Es existieren viele Granit-Materialstärken und Farben, oft ist Granit jedoch hell gesprenkelt und massig, die Steinfarben können grau, blau oder rot bis gelblich sein. Granit ist extrem widerstandsfähig, hart, wetterfest sowie gut schleif – und polierbar.

    Gneis ist ein metamorphes Gestein mit Paralleltextur. Metamorphe Gesteine entstanden in Form einer Metamorphose durch Druck und Temperaturerhöhung zum beispiel aus Granit. Gneis hat daher ähnliche Eigenschaften wie Granit, jedoch weist Gneis als Teil der Gesteinsgruppe der Metamorphite eine höhere Wasseraufnahme und bessere Biegezugwerte auf. Diese Gesteinsart ist weitgehend frostbeständig, sehr robust und gut polierbar. Ein Beispielgarten mit Trockenmauern aus Maggia-Gneis finden Sie in der Referenz Piscina naturale – Schwimmteich im Süden

  • Recyclingmauerwerk

    Es müssen nicht unbedingt einheitliche Gesteinsmaterialien in die Mauer gefügt werden, sondern es können auch Recycle-Steine zur Anwendung kommen. Verbaut man also verschiedenste Gesteinsmaterialien in die selbe Trockenmauer, wird sie Recyclingmauer genannt. Steine und Findlinge aus der Nähe, welche beispielsweise aufgrund eines Umbaus am Ursprungsort nicht mehr verwendet werden können finden so einen neuen Zweck im Garten. Jedes Material, welches sich zu einer stabilen Mauer aufschichten lässt, kann letztendlich verwendet werden.

Mehrere Garten-Fotografien in diesem Beitrag stammen von Fotograf Benedikt Dittli

Die Gestaltungsentwürfe wurden konzipiert und gezeichnet von Hariyo Freiraumgestaltung GmbH

Trockenmauer-Buch mit weiterführenden interessanten Informationen:  Trockenmauern, Grundlagen, Bauanleitung, Bedeutung