Philosophie

Ein Gespräch mit den Gartengestaltern Michael Gut und Caspar Zimmermann über die Leidenschaft Naturgärten zu bauen, die Faszination von Wasser im Garten und ihre Mittel gegen Unkraut und Schnecken.

 

Seit 25 Jahren führen Sie als Brüder gemeinsam das Unternehmen Salamander Naturgarten AG.

> Wart ihr auch als Kinder schon so kooperativ, oder musstet ihr da reinwachsen?

C: Wir waren uns als Kinder sehr nahe, haben zusammen lange Sommertage alleine draussen in der Natur und oftmals am Fluss verbracht. Diese Zeit hat unser Naturverständnis geformt. Wir waren eigentlich immer gerne draussen in der Natur. Während unserer Jugend hatten wir eher wenig miteinander zu tun, fanden aber während unserer Lehre auch durch unsere Naturberufe wieder zueinander.

> Seid ihr selber mit einem Garten gross geworden?

M: Unser Elternhaus hatte einen kleinen Garten,  dieser diente als Entdeckungs- und Spielraum, ich erinnere mich an vergrabene Schätze und selber gebastelte Fallen, Hütten in der Wildhecke und übergrosse Feuer sowie viel Schelte meiner Mutter, weil das Gemüse beim Fussballspiel leiden musste.

 

Was ist ihre früheste Gartenerinnerung?

C: Eines Frühlings hatten wir uns entschieden, unseren Garten zu verschönern. Dabei haben wir einfach klammheimlich bei den umliegenden Nachbarn verschiedenste Frühlingsblüher ausgegraben und auf einem kleinen Hügel in unserem Garten gepflanzt. Wenn ich daran zurückdenke, war dies eigentlich unsere allererste gemeinsame Gartengestaltung, wenn auch durchaus mit einem „Guerilla – Touch“.

Caspar Zimmermann, Sie sagen „Meine Familie und die Gärten die ich baute – das sind meine beiden Hauptlehrer in den letzten 25 Jahren!“.
> Wie meinen Sie das genau?

Eine Familie und ein Garten haben viele Gemeinsamkeiten: Beides ist eine Herausforderung, an der man in der eigenen persönlichen Entwicklung wachsen kann. Wachstum und Veränderung sind in beiden Entwicklungsfeldern eine Konstante. So wie sich die Kinder mit den Jahren verändern, so verändern sich die Pflanzen im Garten oder auch unsere Ansprüche an den Garten. Dies erfordert eine grosse Flexibilität, einen frischen Geist und eine gehörige Portion Geduld.

> Kreieren Sie auch bewusst Familiengärten, wo Eltern und Kinder ihre eigenen Ecken zum Hegen und Pflegen haben.

M: Wir dürfen immer wieder Gärten konzipieren, welche für Familien oder gar für mehrere Generationen gedacht sind. Einen Familiengarten zu planen ist anspruchsvoll, insbesondere weil auf kleinem Raum viele verschiedene Ansprüche unter einen Hut zu bringen sind. Nicht immer sind diese Ansprüche miteinander kompatibel, so kann der Erlebnissandkasten nicht neben dem Prachtstaudenbeet stehen, ansonsten leiden unweigerlich die Blumen. Dadurch dass sich die Ansprüche an den Garten mit den Jahren und dem Heranwachsen der Kinder verändern, ist ein Familiengarten auch ein sehr dynamisches Gartenumfeld, welches rollende Lösungen und sich verändernde Nutzungsmöglichkeiten braucht. Familiengärten sind sehr spannend, ich mag Gärten für mehrere Generationen.

Für Sie, Michael Gut, ist ein „Garten wie ein Bild, welches nie fertig gemalt ist, weil es sich im Laufe der Tages- und Jahreszeiten und durch die fortlaufende Entwicklung der Pflanzen stetig verändert.“
> Fällt es Ihnen leicht, einen Garten loszulassen?

M: Die schwierigsten Situationen entstehen für mich dazu in der Planungsphase. Wir haben den Anspruch, den Entwurf eines neuen Gartens  ästhetisch, gestalterisch sowie auch funktionell genau auf die Bedürfnisse des Gartenbesitzers abzustimmen. Der Garten ist dann in meinem Kopf oftmals schon so weit entwickelt, dass ich manchmal Mühe habe, offen für neue, alternative Lösungen zu bleiben. Es gibt Situationen, bei denen ich von einem Gestaltungselement komplett überzogen bin, weil dieses die Quintessenz eines Entwurfes bildet. Wenn dieses Element dann nicht stringent zum Entwurfsplan ausgeführt werden kann, braucht es oft eine komplette gestalterische Neuorientierung. Sich dabei von den alten Ideen wieder zu lösen, ist sehr anspruchsvoll.

> Gehen Sie Gärten, die Sie einst gestaltet haben, wieder besuchen?

C: Ja wir besuchen nach Möglichkeit jedes Jahr eine Auswahl von uns gestalteter Gärten wieder. Ein Garten entwickelt sich laufend weiter, ein solcher Besuch ist daher auch immer sehr aufschlussreich. Wir sehen dann, ob sich unsere Gestaltungsideen im längeren Kontext bewähren. Ob ein Garten auch funktional gut gestaltet ist, zeigt sich erst dann, wenn einige Zeit im Garten gelebt wurde. Daher suchen wir bei unseren Gartenbesuchen auch immer ganz bewusst das Gespräch mit den Besitzern, dadurch können wir uns laufend verbessern.

> Haben Sie noch unerfüllte Gartenträume?

M: Ich träume von einem grossen Stück Land mit eingewachsenen Gehölzstrukturen, auf welchem ich meinen ganz persönlichen Garten für das Alter umsetzen kann. Im Optimalfall fliesst dabei noch ein Bach durch das Grundstück.

C: Mein Traum ist ein Garten am Meer, bei welchem Gartenraum und Strand miteinander verfliessen.

> Welchen Garten möchten Sie einmal verwirklichen können?

M:. Der Schweizer Gartenkultur würde etwas mehr Mut zum Unkonventionellen gut tun. Dazu braucht es immer auch Gartenbesitzer, welche bereit sind, sich auf etwas ausgefallenere, kreative oder sogar visionäre Ideen einzulassen. Gärten für solche Gartenbesitzer möchte ich in Zukunft vermehrt gestalten.

C: Mich fasziniert die Pflanzenvielfalt im mediterranen Raum. Gärten auch ausserhalb der Schweiz zu gestalten, in einem anderen Klima und in einem anderen Kulturkreis würde mich sehr reizen.

Haben Sie selber Gärten?

C: Ja, wir haben beide eigene Gärten.

> „Üben“ Sie im eigenen Garten für die Umsetzung im Betrieb?

M: Der eigene Garten ist immer Experimentierfeld für neue Ideen und unkonventionelle Gartendesigns. Insbesondere mit Pflanzungen kann ich im eigenen Garten einiges ausprobieren. Dabei kann dann problemlos auch etwas nicht funktionieren. Diese Möglichkeit besteht beim Kunden nicht.  Ich glaube sogar, dass ein eigener Garten eine Grundvoraussetzung für einen guten Gartengestalter ist. Nur wer die Aspekte eines Gartens selber in allen Facetten wirklich erleben kann, ist auch fähig, die feinen, aber entscheidenden Nuancen in der Gestaltung zu erkennen und umzusetzen.

C: Es gibt aber durchaus auch die Situation, dass wir in einem Kundengarten etwas Neues bauen oder ein neues Produkt einsetzen und danach zum Schluss kommen, dass wir dies auch gerne im eigenen Garten hätten.

 

> Kommen Ihre eigenen Gärten nicht zu kurz?

C: Ich glaube nicht, und wenn dann die Zeit für einen Pflegeeingriff fehlt, sind wir in der glücklichen Lage, Mitarbeiter zu haben, welche uns die Arbeit professionell abnehmen.

M: Obwohl ein Garten ohne Pflege längerfristig nicht funktioniert, verzeiht ein Garten  eine etwas nachlässige Pflege relativ lange. Bei vielen Pflanzen hat man zudem jedes Jahr eine neue Chance. Gerade für mich ist aber die Gartenpflege eine der besten Methoden für die Entschleunigung. Nach einem anstrengend Tag im Büro, ist eine Stunde Gartenarbeit am Abend perfekter „Slow Food“ für die Seele.

> Was fasziniert Sie am Thema Wasser im Garten?

M: Wir sind quasi direkt am Wasser, kaum einen Steinwurf von der Reuss entfernt, aufgewachsen. Wir haben dabei unzählige Stunden in und am Wasser verbracht. Ich erachte diese Zeit heute als sehr prägend. Wasser ist pure Lebendigkeit in ganz vielen Belangen. Gestaltungen mit Wasser sind unglaublich kreativ, unvorhersehbar und auch nur bedingt am Bürotisch planbar. Gerade diese Dynamik bildet das Essentielle an Gartengestaltungen mit Wasser und bietet extrem viel kreativen Spielraum. Wir orientieren uns bei Gestaltungen mit Wasser immer an der Natur, müssen uns dabei aber auch immer wieder in Demut üben, weil die Natur ist und bleibt die beste Gestalterin.

C: Die Funktionsweisen und biologischen Prozesse innerhalb von natürlichen Wasserkreisläufen sind ganz fein aufeinander abgestimmt und äusserst komplex. Diese Mechanismen zu erkennen und diese dann, z.B. bei einem Schwimmteich, möglichst ganzheitlich nachzubauen ist eine enorme Herausfordung. Wenn man mit Wasser arbeitet, hat man nie ausgelernt.

Unkraut und Schnecken – die Schrecken jeder Gartenfreundin.
> Wie geht der Naturgartenbauer mit diesen „Plagen“ um?

M: Die Wahrnehmung, welche Pflanze im Garten als Unkraut gilt, ist sehr subjektiv. Wir befürworten hier einen relaxten Umgang mit der Thematik. Natürlich gibt es den Garten ohne Pflege nicht und eine perfekte Bepflanzung ohne Jäten wäre eine Illusion. Trotzdem muss nicht ständig jedes fremde Kraut gezupft werden, man kann sich hier richtiggehend unnötige Arbeit aufhalsen. Das Wichtigste ist, dass im Vorfeld einer Pflanzung, Pflanzen ausgewählt werden, welche natürlicherweise auch an einem Standort vorkommen, welcher dem Pflanzenstandort ähnlich ist. Kombiniert man dies mit der Pflanzung von robusten Biopflanzen, schafft man eine Grundlage, bei welchen die Pflanzen von Natur aus einen stärkeren Fremdwuchsdruck ertragen können.

C: Schnecken können durchaus ein Problem sein. Wer sich überhaupt nicht mit dem Problem beschäftigen möchte, sollte die Pflanzenauswahl so auslegen, dass keine Pflanzen darunter sind, welche die Schnecken heiss lieben. Dies lässt sich konsequent umsetzen und vermeidet das Problem so im Ansatz. Als Freund einer grossen Artenvielfalt wird man sich aber über kurz oder lang mit dem Schneckenthema auseinander setzen müssen. Wir empfehlen einen lokalen Schneckenschutz bei den Blütenstauden v.a. im Austriebstadium, dort sind die Pflanzen am anfälligsten. Dies kann mit einem manuellen Schutz durch einen Minischneckenzaun oder durch den Einsatz von biologischen Schneckenkörnern auf der Basis von Eisenphosphat geschehen. Es gibt auch gute biologische, hoch selektive Mittel gegen die kleinen Ackerschnecken. Grundsätzlich hat sich der biologische Pflanzenschutz in den letzten Jahren massiv verändert, wir können mittlerweile für fast jedes „Gartenproblem“ eine biologische und umweltverträgliche Lösung anbieten. Oftmals kennen die Leute diese Produkte einfach nicht.