Zeit zum Überwintern

Der abrupte Wetterwechsel der letzten Tage erinnerte uns gnadenlos daran, dass auch der endlos scheinende Sommer und der warme Herbst 2018 einmal zu Ende geht. Nach einem ungewohnt warmen Spätsommer präsentierten sich die Blätter im Garten in den schönsten Herbstfarben und sind schon bald Geschichte. Höchste Zeit, Garten und Pflanzen fit für das Überwintern zu machen. Neben der Beseitigung von Laub und Unkraut sollten die verschiedenen Bäume und Sträucher zurück geschnitten, Blumenzwiebeln gesetzt sowie Kübelpflanzen in Sicherheit gebracht werden, um so die Voraussetzungen für einen blühenden Frühling zu schaffen.

Gehölze & Sträucher – Winterschnitt

Ein Verjüngungsschnitt an Blütensträuchern in den Wintermonaten ist wichtig, da die gewünschte Grösse Ihrer Gehölze so besser kontrolliert und ein harmonischer, stabiler Wuchs erzielt werden kann. Er unterstützt zudem die Blühwilligkeit und Langlebigkeit der Sträucher, wobei das richtige Mass eine entscheidende Rolle spielt. Wird nämlich zu stark verjüngt, kann sich in den Folgejahren der Schneideaufwand durch übermässig viele Neutriebe deutlich erhöhen.  Neben Wild- und Ziergehölz sollten auch die Bodendecker zurück geschnitten werden. Wenn Sie keine Zeit oder Lust haben, die Gartenpflege und die Entsorgung des Schnittgutes selber in die Hand zu nehmen, sind unsere Pflegespezialisten natürlich gerne für Sie da.

Blumenzwiebeln setzen

Die Blumenzwiebeln und -knollen der meisten Frühjahresblüher werden von September bis November gesetzt. Klar gibt es auch Ausnahmen wie die seltene Schachbrettblume (Fritillaria meleagris), eine sehr schöne und mehrjährige Staudenpflanze, welche idealerweise bereits Ende August gepflanzt wird. Die wunderschön blühende Türkenbund-Lilie (Lilium martagon) kann hingegen sogar zweimal im Jahr gesetzt werden (im März/April oder Oktober/November), wobei der Herbst zu bevorzugen ist, da sie sich im sonnenwarmen Boden mit ihren Zugwurzeln rasch etabliert. Wichtig beim Setzen aller Zwiebelpflanzen ist der Zeitpunkt vor den ersten Bodenfrösten, damit eine gute Wurzelentwicklung stattfinden kann.

Als Faustregel für die Bestimmung der Pflanztiefe gilt, die Zwiebeln und Knollen ungefähr um das Doppelte ihrer Höhe mit Erde zu überdecken. Lilien und Narzissen werden jedoch mindestens 10-20 cm tief in den Boden gepflanzt. Zwiebelgewächse, die nicht winterhart sind, sollten spätestens nach dem ersten Bodenfrost aus der Erde genommen und kühl & trocken gelagert werden. So überstehen sie den Winter unversehrt und können im Frühjahr wieder eingesetzt werden, um dann im kommenden Sommer voll aufzublühen. Dazu zählen u.a. die Dahlien (Dahlia), Schwertblumen (Gladiolus) und Ranunkeln (Ranunculus asiaticus) – nicht zu verwechseln mit dem einheimischen Zungen-Hahnenfuss (Ranunculus lingua), welcher sich durch Rhizome rasch vermehrt und gerne in Schwimmteich-Flachwasserbereichen oder in Sumpfzonen eingesetzt wird.

Laub als Frost- & Tierschutz

Die meisten einheimischen Stauden, Sträucher & Bäume sind winterhart. Es gibt aber einige Stauden und v. a. Jungpflanzen, die zwar frostfest sind, jedoch sehr niedrige Temperaturen nicht überstehen und daher einen Winterschutz benötigen. Eine relativ einfache Möglichkeit ist das Abdecken der Stauden mit einer 1-2 cm dicken Schicht aus Laub oder Mulch (einer Mischung aus Laub, Grasschnitt und anderen Gartenabfällen). Dieser „Wintermantel“ schützt vor Frost, verhindert das Austrocknen und versorgt die Pflanzen zudem mit wichtigen Nährstoffen. Vorsicht:  Zu dicke Schichten ersticken den Boden und führen zu Fäulnis. Denn die Mikroorganismen im Boden benötigen eine ausreichende Luftzufuhr, um die Pflanzenteile in nährstoffreichen Humus zu verwandeln. Und schwer verrottbares Laub (Walnuss-, Eichen- oder Kastanienblätter) sollte besser vorher geschreddert werden.

Beispiele für etwas fragilere Pflanzen sind die Freiland-Fuchsie (Fuchsia magellanica) oder die Montbretien (Crocosmia), welche bis zu den ersten Frösten blühen, wenn die meisten Herbstblüher längst in die Winterdepression verfallen sind. Nach dem Abblühen können die Triebe um 1/3 zurück geschnitten und grosszügig mit Laub und Tannenzweigen abgedeckt werden. Wichtig ist aber, die Blätter und Blütenstängel dieser Stauden nicht abzuschneiden, da sie die Pflanze von oben vor Kälte und vor dem Austrocknen schützen. Im Frühjahr können diese dann bis auf eine Handbreite abgeschnitten werden. Dann wird auch die Laub-Abdeckung und das erfrorene Holz entfernt.

Zusammengeharkte Laubhaufen an windgeschützten Ecken des Gartens sind zudem wichtige Winterquartiere für Kleintiere wie Igel & Co…

Kübelpflanzen frostfrei überwintern

Kübelpflanzen sollten zum Überwintern eingestellt werden, bspw. in einen Wintergarten, in Treppenhäuser oder in helle, ungeheizte Kellerräume oder Gartenhäuschen. Dies, um sie vor Wind und Kälte zu schützen und die Gefahr zu vermindern, dass der Kübel durchfriert und große Wurzelschäden entstehen. Dies gilt ganz besonders für Mediterrane Pflanzen wie z.B. der Oleander (Nerium oleander), jüngere Olivenbäumchen (Olea europaea) oder Sträucher mit Zitrusfrüchten. Es sollte dabei beachtet werden, dass die Temperatur in diesen Räumen nie unter den Gefrierpunkt fallen. Als Grundsatz gilt: je kühler die Überwinterungstemperatur, desto weniger Licht wird benötigt. Manche Arten kommen bei einer konstanten Temperatur von 0-5°C sogar ganz ohne Licht durch den Winter, so z.B. die Myrte (Myrtus comunis) oder die Gewürzrinde (Senna corymbosa).

Dennoch sollten Sie immergrüne Pflanzen möglichst lange im Freien lassen; leichter Frost wird in der Regel gut vertragen und ist ein zuverlässiges Mittel, um Schädlinge abzutöten, die andernfalls ins Winterquartier mit eingeschleppt werden könnten. Bitte nicht vergessen, die Pflanzen hin und wieder zu giessen. Meistens überstehen Kübelpflanzen den Winter nicht allein wegen des Kälteschocks nicht, sondern weil sie ausgetrocknet sind.

Gartenwerkzeug putzen & pflegen

Zu guter Letzt bietet sich nun auch wieder mal die Gelegenheit, seine Schaufeln, Scheren & Co. zu pflegen. Eine Tätigkeit, die man in den Sommermonaten „aus Zeitgründen“ gerne bis in den Winter hinausschiebt – wenn es dann oft schon zu kalt ist, um den harten, angerosteten Dreck vom kalten Stahl zu kratzen. Wirklich gutes Werkzeug hält das zwar aus, wird davon aber sicher nicht besser. Die Reinigung ist wichtig, da die am Eisen anhaftende Erde Feuchtigkeit anzieht, die es dann schneller rosten lässt. Rost raut die Oberfläche auf, und raue Oberflächen gleiten nicht mehr so leicht in die Erde oder durch sie hindurch. Wenn mit Wasser gereinigt wird, sollte unbedingt darauf geachtet werden, die hölzernen Stiele nicht zum Aufquellen zu bringen, sie also möglichst trocken zu halten. Denn das Aufquellen lockert den Halt im Werkzeug und macht zudem die Stieloberfläche unangenehm rau. Nach dem Waschen können die Werkzeuge wahlweise noch mit Fett eingerieben werden (beim nicht rostfreien Carbonstahl sogar ein Muss), wofür jedes beliebige Salatöl verwendet werden kann – ausser Leinöl, da es abbindet und einen zähen Firnis auf der Werkzeugoberfläche bildet!

Kannen & Fässer leeren

Ein wichtiger Grundsatz für den Winter: Alles Wasser muss raus! Bei Zinkkannen und -gelten können schon wenige Zentimeter gefrierendes Wasser den Boden auswölben oder gar ausdrücken. Auch Holzfässer halten dem Eisdruck nicht stand. Einzig die blauen Plastikfässer bleiben mit Sicherheit ganz, wölben im Frost aber ihren Boden aus und verlieren dadurch langfristig ihre Standfestigkeit. Alle Gefässe ausleeren und kopfüber auf Latten oder Steine stellen, ist die beste Vorbereitung für das Überwintern. Doch achten Sie dabei auf Stabilität, um zu vermeiden, dass die umgedrehte Regentonne zur tödlichen Falle für den Igel wird.

Den Winter geniessen

Wenn dann erst mal die wichtigsten Arbeiten erledigt sind, hat es besondere Priorität, selber möglichst angenehm zu überwintern, sprich den Garten auch im Winter zu geniessen. Er hat dann durchaus seine ganz speziellen, schönen Seiten… sei es die Schneeballschlacht mit den Kindern durch verschneite Hecken & Stauden, das Beobachten der daheimgebliebenen Vögel beim Naschen an der Futterstelle oder die bezaubernde Stimmung am Feuerring bei einem guten Glas Punsch oder Glühwein…

Photo credits: Vreni Foertsch (Titelbild) , Benedikt Dittli & Michael Gut