Herbstblüher

Wenn sich im Spätherbst die meisten Pflanzen langsam zurückziehen, das Laub in schöner Herbstfärbung bereits am Boden liegt und die Blumenbeete immer karger werden, ist in naturnahen Gärten noch so einiges los. Denn nun ist die Zeit, in der die späten Herbstblüher ins Rampenlicht rücken und voll aufblühen! Im Gegensatz zu den meisten Pflanzengattungen, welche ihre Energie in den Knollen & Wurzeln bündeln müssen, um den harten Winter zu überstehen, sind sie trotz ihrer filigranen Erscheinung äusserst robust, wuchsfreudig und frostbeständig. Und in Kombination mit einheimischen Gräsern, Stauden und Bäumen schaffen sie ganz wunderbare Stimmungen, die den Herbst nochmals von seiner schönsten Seite zeigen.

In diesem Blog stellen wir Ihnen gerne ein paar dieser farbenfrohen „Überlebenskünstler“ vor, denn sie haben es verdient, einmal besonders erwähnt zu werden. Wir haben in unserer Auswahl bewusst Pflanzen gewählt, welche auch noch im November und teilweise sogar noch im Dezember blühen.

Herbst-Krokus (Crocus speciosus)

Ja genau, Sie haben richtig gelesen. Die als Frühlingsboten bekannten Krokusse haben auch „Familienangehörige“, welche im Spätherbst erst so richtig in Fahrt kommen. Sie bevorzugen trockene, magere Standorte – wie z.B. Kies- & Steingärten – und sorgen für tolle Farbtupfer. Sie benötigen kaum Pflege, sind winterhart bis zu -25°C und wenn sie genügend Sonne erwischen eine „Liebe für’s Leben“, da sie jeden Herbst wieder zuverlässig aufblühen.

Efeublättriges Alpenveilchen (Cyclamen hederifolium)

Das einheimische Herbst-Alpenveilchen eignet sich optimal für die Bepflanzung im Wurzelbereich von Bäumen. Es ist äusserst unkompliziert, ausdauernd und verbreitet sich mit den Jahren ganz ohne zusätzliche Pflege. Zuverlässig bis weit in den November hinein blühend, sorgen seine interessanten, spitz-dreieckigen Blätter sogar den ganzen Winter über für einen attraktiven grünen Blattteppich. Zusammen mit dem heruntergefallenen Herbstlaub sehen die Blüten übrigens wunderschön aus.

Grossblütige Herbstblüher

Der Rote Sumpfspaltgriffel (Schyzostylis coccinea) – auch Sumpfgladiole genannt – gehört unverkennbar zur Familie der Schwertliliengewächse (Iridaceae). Da diese Pflanzenart ausschliesslich in feuchten Böden wächst, bildet sie keine Knollen, sondern lediglich Rhizome aus. Sie eignet sich somit wunderbar für den wechselfeuchten Rand an einem Schwimmteich oder in der Sumpfzone eines Gartens. Sie blüht sogar im November & Dezember und sorgt für erfreuliche Farbtupfer während der „grauen Jahreszeit“.

Die Herbst-Anemonen (Anemone hupehensis, A. tomentosa oder A. x hybrida) präsentieren ihre auffälligen Blüten während der Zeit der herbstlichen Laubfärbung. Mit ihren verschiedenen Farbtönen (von weiss über rosa bis purpurrot) sorgen diese Herbstblüher für schöne, kräftig leuchtende Kontraste im Staudenbeet. Sie fühlen sich wohl an sonnigen-halbschattigen Standorten und gut wasserdurchlässige, nährstoffreiche Böden. Am besten gedeihen sie als Solitärstaude vor einer Trockenmauer oder an einem Zaun – vorausgesetzt, dass sie stets windgeschützt ist. Denn obwohl sie auch „Windröschen“ genannt werden, mögen es Herbstanemonen überhaupt nicht, kalten Winden ausgesetzt zu sein. An zu schattigen Standorten treiben sie weniger Blüten aus, welche sie dann zudem in Richtung des Lichts neigen. Auch sollten sie nie unter Nadelbäumen gepflanzt werden, da sie sich in sauren Böden nicht richtig entwickeln können.

Die Schwarze Stockrose (Alcea rosea ‚Nigra‘) ist ebenfalls eine relativ anspruchslose Staude mit edlen, schwarzroten Blüten. Ihre einfachen Blüten leuchten im Gegenlicht tief-dunkelrot und sind ein wahrlicher Hingucker. Die Schwarze Stockrose hat einen schlanken, aufrechten Wuchs und mag nährstoffreiche, frische Böden, weshalb sie sich als Solitär in Rabatten oder Prachtstaudenbeeten besonders gut eignet. Die Blüte ist übrigens essbar und gilt seit je her als Heilpflanze – als Tee aufegkocht und mit Honig angereichert soll sie hustenlindernd wirken.

Herbst-Astern

Astern (Aster) – wegen ihrer sternförmigen Blüte auch Sternblumen genannt – sind spätestens seit dem Musikunterricht auch jedem Kind ein Begriff („Caesar fand beim Essen…“). Sie gehören zur Familie der Korbblütler, sind sogar deren Namensgeber (Asteraceae) und für viele Gartenbesitzer ein Muss, da sie mit ihrem grossen Spektrum an Farben und Wuchsformen für viel Abwechslung im Garten sorgen. Eine spezielle Hauptrolle spielen aber ganz klar die Herbst-Astern:

Die Myrten-Aster (Aster ericoides oder Symphiotrichum ericoides)
ist eine äusserst blühfreudige und dankbare Staude. Mit ihrer vielfältigen Farbenpracht (von weiss wie die ‚Monte Casino‘ bis hin zu pink, blau oder lila wie die ‚Erlkönig‘) und den leuchtend gelben Blütenkörbchen verzaubert sie jeden Garten. Mit ihren aufrechten, reich verzweigten Stängeln wirkt sie buschig (fast schon krautig) und erreicht eine stattliche Höhe von bis zu 100cm. Diese wunderschöne, filigrane Aster kombiniert man am besten mit einheimischen Herbstgräsern, was im schräg einfallenden Herbstlicht geradezu mystisch wirkt.

Ein weiterer farbenfroher Spätblüher ist die Glatte Aster (Aster laevis ‚Caliope‘).
Ihre leuchtenden, grossen Blüten stehen in einem spannenden Kontrast zu ihren dunkelgrün bis rötlich gefärbten, lanzett-förmlichen Blättern und setzen wunderschöne Akzente im Staudenbeet. Im Gegensatz zu anderen Asternarten sind ihre Stengel und Blätter unbehaart, woher sie auch ihren deutschen Namen hat. Die glatte Aster bevorzugt sonnig-halbschattige Standorte und durchlässige bis kalkhaltige Böden. Ihre Wuchshöhe ist je nach Sonnenbestrahlung unterschiedlich hoch, liegt meist jedoch bei etwa 150 cm. Eine weitere Besonderheit dieses überschwänglichen Herbstblühers ist, dass sich nicht nur der Mensch am farbenfrohen Blütenmeer erfreuen kann, sondern auch viele Insekten durch ihre pastellfarbenen, hellvioletten Blüten und den leichten Duft angezogen werden. So erzielt dieser robuste Herbstblüher nicht nur eine tolle Fernwirkung, sondern eignet sich bestens als Bienenweide für die späte Jahreszeit.

Die Kissen-Aster (Aster dumosus)
ist wie der Name schon sagt ein Bodendecker, die sich über ihre Rhizome schnell ausbreitet und einen dichten Teppich bildet. Daher ist sie gut geeignet, um grössere Flächen attraktiv zu bewachsen. Die farbenfrohen Blüten sind übrigens essbar und können bspw. zur Dekoration von Salaten und Desserts verwendet werden.

Die Sternwolkenaster (Boltonia asteroides ‚Snowbank‘) ist eigentlich keine richtige Aster, sondern eine eng verwandte Staude mit weidenähnlichen Blättern und großen, locker verzweigten, feinstrahligen Blütenständen. ‚Snowbank‘ ist eine besonders standfeste, sehr reich blühende Sorte der Sternwolkenaster mit weißen Blüten. Schön wirkt sie gemeinsam mit Herbstastern und diversen einheimischen Gräsern, wie z.B. dem Diamant-Reitgras (Calamagrostis brachytricha) Sie verlangt einen sonnigen Standort, ist aber sonst anspruchslos. Bevorzugt wird ein nährstoffreicher, lehmig-humoser Boden.

Herbst-Astern bevorzugen einen sonnigen bis halbschattigen Standort und einen frischen Boden. Sie sorgen für bunte Beete und sehen besonders hübsch in Kombination mit Ziergräsern aus. Herbst-Astern leisten zudem einen wichtigen Beitrag zum Artenschutz: Sie bieten Insekten wie Bienen und Hummeln Nahrung. Gerade zu dieser Jahreszeit ist es für die Tiere besonders schwierig, ausreichend Futter zu bekommen, da in vielen Gärten nur noch wenige oder keine Pflanzen mehr blühen.

Herbstgräser – mehr als nur eine Nebenrolle

Wie in diesem Blog bereits mehrfach erwähnt wurde, kommen die Herbstblüher besonders gut zur Geltung, wenn sie mit einheimischen Gräsern kombiniert werden.

Das Silber-Raugras (Achnatherum calamagrostis) eignet sich dafür bestens, da es bis weit in den Winter attraktive Fruchtstände mit einem hohen Zierwert besitzt. Dieses einheimische Gras wird als Solitärstaude in einer Ruderalfläche, einem Kiesgarten oder in Teichnähe gepflanzt. Wichtig ist einfach ein vollsonniger Standort mit einem trockenen, kalkhaltigen und gut wasserdurchlässigen Boden. Seine bogig überhängenden, fedrigen Blütenbüschel fangen bei jedem Windhauch an zu tanzen und bilden einen attraktiven, standfesten Winterschmuck, der erst im Frühjahr zurückgeschnitten werden sollte.

Sehr dekorativ ist auch das Diamant-Reitgras (Calamagrostis brachytricha) mit seinen grossen, walzenförmigen Blütenrispen und seinem aufrechten Wuchs. Es treibt sehr spät aus, daher wird es im Frühjahr am besten mit Frühlingsblühern kombiniert. Danach eignet sich dieses Gras aber toll für die Solitärstellung und die Kombination mit filigranen Blütenstauden, wie z.B. der Myrten-Aster (Aster ericoides).
Das Laub erscheint im Frühjahr und nimmt im Herbst einen gelblich schimmernden Bronzeton an, was mit den leicht ockerbraunen, fedrig überhängenden Rispen jeweils sehr hübsch aussieht. Von Tau oder Regen überzogen, schimmern die fiederartigen Blätter und Blüten diamanten, deshalb auch die Bezeichnung „Diamantgras“. Diese tau-besprenkelten Ähren im Streiflicht sind einfach unschlagbar! Auch nach der Blütezeit sind die Rispen noch sehr dekorativ – sogar geschnitten haltbar – und können daher gut zum Binden von Blumensträußen verwendet werden.

Der Gattungsname Calamagrostis leitet sich übrigens von den griechischen Wörtern kalamos (Schilf) und agrostos (Ackergras) ab.

Photo credits: Benedikt Dittli, Hariyo Freiraumgestaltung GmbH