Spätwinterschnitt

Der richtige Zeitpunkt

Jeder Baum oder Strauch folgt seinem eigenen, natürlichen Rhythmus. Es gibt aber ein paar allgemeine Regeln und Tipps, die Sie beachten können, um die Wuchsfreudigkeit der Gehölze zu unterstützen und lange Freude an gesunden und ertragreichen Bäumen und Sträuchern zu haben. (Auch wenn gemäss einer alten „Gärtnerweisheit“ drei verschiedene Gärtner wohl fünf unterschiedliche Meinungen dazu haben… 😉)

Die Wintermonate sind der ideale Zeitpunkt, um Bäume und Sträucher zurückzuschneiden – in der Regel von Anfang November bis Ende März. Während der kalten Jahreszeit sind die Schnittmassnahmen für die Pflanzen nämlich viel besser erträglich, da weniger Pflanzensaft an den Schnittstellen austritt. Zudem haben die Bäume danach ausreichend Zeit, sich bis zum Austreiben im Frühling wieder zu erholen. Einige Bäume wie die Birke (Betula), der Ahorn (Acer) oder die Buche (Fagus) neigen jedoch zu starkem Saftverlust („Ausbluten“), wenn sie im Frühjahr geschnitten werden. Deshalb sollte deren Winterschnitt bis spätestens Ende Februar bereits erledigt sein (siehe Blogbeitrag «Gartenarbeiten im Herbst»). Es gibt auch einige Sträucher (z.B. Winter- & Frühblüher), die erst nach ihrer Blüte bzw. im Sommer geschnitten werden dürfen. Für Obstgehölze und gewisse frostempfindliche Kleinsträucher ist nun aber die ideale Zeit, um den Schnitt durchzuführen.

Vorbereitung

Benutzen Sie für den Schnitt nur gut geschliffene Gartenscheren, Baumscheren und Sägen, damit Sie einen möglichst glatten, sauberen Schnitt hinterlassen. Zudem sollten Sie das Werkzeug vorher noch mit Brennsprit, Essigwasser oder etwas Alkohol desinfizieren. Danach kann es gleich losgehen…

Generell gilt, beim Winterschnitt zwar dezenter vorzugehen als beim Spätsommerschnitt, aber dennoch einzelne klare, bewusst ausgewählte und grosszügige  Schnitte durchzuführen. Also seien Sie ruhig mutig und schnippeln Sie nicht zu verhalten herum – denn in erster Linie geht es darum, Luft und Licht in die Pflanze bzw. in die Baumkrone zu bringen, damit die Blüten vollends gedeihen können. Das Beseitigen von allen abgestorbenen und erfrorenen Ästen erleichtert der Pflanze zudem den Start in den Frühling, da sie ihre Kräfte besser auf die neuen Blüten konzentrieren kann.

Obstbäume schneiden

Die weitgehend frostfreie Spätwinterzeit ab März ist besonders geeignet, um Obstbäume, frostempfindlichere Sträucher und Zierpflanzen zu verjüngen und ihnen zu einem gesunden Wachstum zu verhelfen. Die Bäume befinden sich einerseits noch in der Winterruhe, andererseits dauert es nicht mehr lange, bis die Wachstumsphase beginnt und die Wundheilung einsetzt. So haben die Pflanzen den ganzen Sommer über Zeit, sich zu erholen, die Schnittwunden können sich in Ruhe verschliessen und der Frost im darauffolgenden Winter kann ihnen nichts mehr anhaben.

 

Vor allem Kern- und Beerenobstsorten sind nun an der Reihe: Apfel (Malus domestica), Birne (Pyrus communis), Quitte (Cydonia oblonga), Eberesche (Sorbus aupucaria), Hagebutte (Hundsrose, lat. Rosa canina), um einige Beispiele zu nennen. Achten Sie darauf, dass an dem Tag, an dem Sie schneiden, das Holz trocken und nicht mehr gefroren ist, da es sonst reissen könnte. Zudem sollten die Knospen natürlich noch nicht ausgetrieben sein. Wenn die Temperaturen vor oder nach dem Schnitt um den Gefrierpunkt liegen, macht das den Bäumen in der Regel nichts aus – erst starker Frost und Temperaturen unter -8°C können problematisch werden. Durch den Pflegeschnitt erhalten die Bäume nicht nur eine schönere Form, er sorgt vor allem dafür, dass sie reichlich Blüten und somit Früchte bilden. Grundsätzlich gilt aber: Ein starker Rückschnitt fördert das Triebwachstum, ein schwacher Rückschnitt die Fruchtansätze.

 

Auslichten – Ertragsschnitt

Das grosszügige Auslichten der Obstgehölze wird Ertrags- oder Erhaltungsschnitt genannt. Dabei werden als Erstes die Triebe, welche nach innen in die Baumkrone weisen, weggeschnitten. Entfernen Sie auch alle sich überkreuzenden (2) sowie abgestorbenen Äste (4) und insbesondere die steilwachsenden Triebe (5 / sog. «Wassertriebe» oder «Wasserschosse»). Denn diese tragen eigentlich keine Früchte und kosten den Baum nur unnötig Kraft, da sie die Baumkrone verdichten. Auch alte Äste, die bereits nach unten wachsen, sollten sie (direkt an der Astgabelung) abschneiden, damit das neue Holz eine Chance hat, Früchte zu tragen. Bei Ästen, die sehr steil wachsen, hilft das sogenannte «Ableiten»: Dabei wird der ungünstig wachsende Ast direkt an der Stelle abgeschnitten, an der ein besser positionierter Seitentrieb wächst. So wächst der flachere Seitentrieb weiter und bildet sich stärker aus. Dadurch gelangt auch mehr Licht an die innen liegenden Äste.

Achten Sie jeweils darauf, dass die Schnittfläche möglichst klein ist und verwenden Sie kein Wundverschlussmittel – dieses fördert durch die darunter festgehaltene Feuchtigkeit nur den Pilzbefall. Am besten setzen Sie die Schere genau dort an, wo die Äste beginnen und schneiden mit einem geraden Schnitt bündig ab, ohne kleine Stummel stehen zu lassen. Zweige werden direkt oberhalb einer nach aussen weisenden Knospe abgeschnitten, damit der Trieb schön in Richtung Licht wachsen kann. Wichtig dabei ist, dass der Schnitt max. 5-10 mm von der Knospe entfernt ist und schräg in die Richtung weist, in die auch die Knospe zeigt.

 

Weitere Schnitt-Techniken

 

 

 

 

Diese Schnitt-Technik eignet sich besonders für junge, neu gepflanzte Bäume.
Bei dieser Schnittart schneiden Sie den Haupttrieb und maximal drei Nebentriebe zurück. Dadurch wird das Anwachsen der Pflanze und die Kronenbildung gefördert.

 

 

 

Wie der Name schon sagt, wird diese Technik primär für die Formgebung angewendet. Der Durchmesser der Baumkrone wird reduziert und krumme oder überstehende Äste werden abgeschnitten. Um die Krone gleichmäßig zu verkleinern, sollten die Haupttriebe rundum zurückgeschnitten und steil wachsende Äste «abgeleitet» werden. Wenn die Baumkrone schmaler werden soll, lässt man den Mitteltrieb und die oberen Seitentriebe einfach stehen.

 

 

 

Bei dieser Schnittart geht es vorwiegend darum, die Gesundheit des Baumes zu unterstützen. Alte, geschwächte und zu ausladende Äste werden gründlich entfernt, damit sie nicht beim nächsten Sturm abbrechen oder den Schädlingsbefall begünstigen.

 

 

Sträucher schneiden

Bei Sträuchern gibt es verschiedene Schnittzeiten zu beachten – abhängig davon, ob es Winter- & Frühjahrsblüher oder eher sommer- bzw. spätblühende Sträucher sind.

Ziergehölze & Kleinsträucher – ja

Einige Ziergehölze wie die Clematis – speziell die italienische Waldrebe (Clematis viticella) – oder Hibiskus und Edelrosen können Sie im Spätwinter gut zurückschneiden und somit deren Blütenansatz deutlich erhöhen. Schneiden Sie dazu alle Blütentriebe aus dem Vorjahr stark auf das Gerüst zurück und entfernen Sie die schwachen und beschädigten Zweige sowie alle abgestorbenen Triebe, die keine Knospen aufweisen.

Auch frostempfindliche Kleinsträucher wie Perovskien, Hortensien (Hydrangea), Feigenbäume (Ficus carica) oder Bartblumen (Caryopteris) werden am besten im März geschnitten. Achten Sie bspw. beim Feigenbaum darauf, dass die Zweigpartien an den Enden der Haupttriebe ausgelichtet werden, da diese oft sehr dicht stehen. In der Regel kann jeder zweite bis dritte Seitentrieb entfernt werden. Die Enden sollten auch eingekürzt oder auf einen nach außen wachsenden Seitentrieb abgeleitet werden. Am Ende sollte der Feigenbaum oder -strauch nicht zu dicht und die verbliebenen Fruchttriebe aus dem Vorjahr gut verteilt stehen. Genau wie bei Apfelbäumen gilt: Je luftiger die Krone, desto größer und reifer werden die Feigen.

Frühblüher – nein

Winterblüher wie die Zaubernuss (Hamamelis) und der Winterschneeball (Viburnum bodnantense) sowie Frühjahrsblüher wie die Forsythie, die Heckenkirsche (Lonicera), der Holunder (Sambucus) oder der Besenginster (Cytisus scoparius) dürfen im Winter hingegen nicht geschnitten werden, da sie ihre Blütenknospen bereits im Vorjahr bilden. Sowieso ist bei den meisten Sträuchern nur alle drei bis vier Jahre ein Schnitt nötig, damit die Pflanze nicht überaltert und sie eine schöne, natürliche Form beibehalten und weiterhin reichlich Blüten produzieren kann.

Wenn bei den Frühblühern ein Schnitt ansteht, sollte er direkt nach ihrer Blüte durchgeführt werden. Dazu nimmt man die ältesten Ast- und Zweigpartien heraus, um den Austrieb von Jungtrieben anzuregen. Die überalterten, zu dicht stehenden oder sich überkreuzenden Äste werden mit einer Astschere bodennah weggeschnitten oder man kürzt sie bis zu einem kräftigen, nach oben wachsenden Seitentrieb ein (sog. «Trieb ableiten»). Lange, unverzweigte Bodentriebe werden um zwei Drittel eingekürzt. Sollten sie zu dicht stehen, werden vor allem die dünnen, bodennah entfernt.

 

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Unser Gartenpflege-Team hilft Ihnen gerne weiter.

Michael Suter
Bereichsleiter Gartenpflege
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Veröffentlicht von Salamander Marketing 5. Februar 2021

Abgelegt in: Allgemein, Garten allgemein, Pflanzen, Gartenpflege, Pflanzenwissen

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3 Antworten zu “Spätwinterschnitt”

    Jim
    12. März 2023 at 11:33

    Die Gartenscheren sollten unbedingt geschliffen sein. Das geht sonst einfach auf die Nerven. Und der Baumschnitt ist nicht so richtig effektiv.

    10. November 2023 at 20:46

    Baumpflege bedeutet für mich mehr als das bloße Bewahren von Grün. Es ist die verantwortungsbewusste Sorge um unsere natürlichen Wächter. Ein wohlüberlegter Schnitt, regelmäßige Inspektionen – das ist nicht nur Gartenarbeit, sondern eine liebevolle Hingabe an die Gesundheit und das Gedeihen unserer grünen Mitbewohner.

      Salamander Marketing
      26. März 2024 at 15:21

      Guten Tag Lina
      Danke für Ihre Gedanken zur Baumpflege

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