Unser «kleiner Garten der Vielfalt» erhielt vom renommierten Callwey Verlag eine Spezial-Anerkennung
und zählt somit zu den fünf schönsten «Gärten des Jahres 2021».
Gartenplanung · Hariyo GmbH
Fotografie · Benedikt Dittli
Naturlandschaft im Kleinformat
An einem wunderschönen Sommertag – morgens in aller Früh – machen wir uns auf in ein Dorf im Bezirk Rheinfelden, um dieses Gartenjuwel im besten Licht zu erwischen. Noch im Halbdunkeln streifen wir um das Altbau-Einfamilienhaus, tauchen unter einer majestätisch heranwachsenden Glyzinie hindurch und treten ein in den kleinen aber feinen Naturgarten. In diesem Moment fallen die ersten Sonnenstrahlen ins Blätterwerk der prominent platzierten, mehrstämmigen Kupferfelsenbirne (Amelanchier lamarckii). Als die Sonne kurze Zeit später auch den Sitzplatz beim Schwimmteich erhellt, fängt der ganze Garten an zu leuchten – ein wahrhaft magischer Moment! Wie aus einem Bilderbuch präsentiert sich dieser Vorzeige-Garten nun in der goldenen Morgensonne.
Auf einer Gesamtfläche von 250 m² wurden jegliche Register einer gelungenen Gartengestaltung gezogen, um dem Garten eine angenehme Weite zu verleihen und verschiedene Zonen zu erschaffen. Ein kleiner Schwimmteich mit Holzdeck bildet zusammen mit dem mehrstämmigen Solitärbaum das markante Zentrum und den Ausgangspunkt des Gartens. Ein Weg aus Rundkies umgarnt den Schwimmteich und verleiht der Szenerie den Touch einer Auenlandschaft in Kleinformat. Vom Haus her kommend, führt der Kiesweg auf der rechten Seite einer Natursteinmauer entlang zum hinteren Teil des Gartens mit Blumenwiese, Bienenhotel und Gemüsegarten. Diverse Findlinge, verschiedene Versionen von Holzschutzwänden und eine grosse Vielfalt an einheimischen Gräsern, Stauden und Sträucher runden in diesem Garten das Gefühl ab, inmitten einer Naturlandschaft zu stehen.
Ein paar Details
Das Holzdeck aus Bündner Berglärche wurde mittels Clip Juan-System unsichtbar verschraubt. Das ist nicht nur ein ästhetischer Vorteil, das Holz ist so auch weniger anfällig für mögliche Spriessenbildung. Der angrenzende Kiesweg besteht aus Rundkies (Grösse 8/16 mm) und ist somit auch barfuss sehr angenehm begehbar. Die Trockenmauer aus Luserna Gneis – „Classico“ & „Grigio“ mit wenig Braunanteil – wurde als Schichtenmauerwerk im Schottischen Verband erstellt, was ein unregelmässiges horizontales Fugenbild zur Folge hat und angenehm farbige Akzente setzt. Trotz ihrer geringen Höhe (bequeme Sitzhöhe) erzeugt sie eine schön verspielte Wirkung. Für die Sichtschutzwände wurden zwei verschiedene Stile gewählt: horizontal aufgeschichtete Holzbretter (ebenfalls aus Bündner Berglärche), welche sich hin und wieder mit Abschnitten abwechseln, die von den Besitzern selbst mit Totholz aufgefüllt wurden. Zwischen den Abschnitten sorgen Stahlstangen mit einer natürlichen Rostpatina für die nötige Stabilität. So steht der bestehenden Kletterrose (Rosa ‚Super Dorothy‘) nichts mehr im Wege, sich entlang des Sichtschutzes vollends auszubreiten.
Vorher – Nachher
„Der Garten war schon vorher üppig bewachsen, aber wir hatten gar nicht so viel davon“, meinten die Gartenbesitzer, „denn nur ein schmaler, langer Weg führte zwischen den Rabatten hindurch.“ Den Entscheid, mit dem Schwimmteich nun das Zentrum zu öffnen und den restlichen Garten rundherum zu planen, bereuen sie keineswegs. Der Schwimmteich erzeugt nun nämlich ein Gefühl der Weite, was zusätzlich gefördert wird durch die Spiegelung auf der ruhigen Wasseroberfläche und seine vielfältige Bepflanzung – von Blutweiderich (Lythrum salicaria) und herzblättrigem Hechtkraut (Pontederia cordata) bis hin zu diversen Arten von Seerosen (Nymphaea). Mit dem Holzdeck und der markanten mehrstämmigen Felsenbirne verleiht er dem Garten zudem einen völlig neuen Charakter. Erstaunlich ist, dass immer noch genügend Platz vorhanden war für die Gestaltung des hinteren Teils des Grundstücks. Wo man früher Richtung Osten jedes einzelne Nachbarhaus sah, schaut man nun in eine wunderschöne und üppig bewachsene Naturlandschaft. Auf der linken Seite wurde ein grosszügiger Gemüsegarten angelegt, direkt gegenüber eine kleine Blumenwiese. Diverse Stauden, Sträucher und Gehölze – vom bestehenden Sanddorn (Hippophae rhamnoides) und Schwarzdorn (Prunus spinosa) bis hin zu einem grossen Schwarzen Holunder (Sambucus nigra) – ergänzen diesen Bereich und selbst eine Naschecke mit zahlreichen Beerensorten und einer Mini-Kiwi (Actinidia arguta ‚Issai‘) findet ihren Platz.
Fazit
Dieser schmucke Naturgarten ist ein gutes Beispiel dafür, dass nicht die Grösse der Gartens die entscheidende Rolle spielt, sondern vielmehr, wie die vorhandene Fläche gestaltet wird. Aus diesem Quartiergarten wurde derart viel herausgeholt, dass auch die angrenzenden Nachbarn Freude am Blick in die kleine, aber feine Naturlandschaft verspüren.