FRÜHJAHRSBLÜHER
Der aufmerksame Gartenbeobachter entdeckt zurzeit im Freien erste winzige Sprossen und Blüten, welche sich vom Boden empor strecken. So gehören Schneeglöckchen, Winterling oder die stängellose Schlüsselblume zu den „Frühreifen“, die den kommenden März und die Gartensaison ankündigen. Sie schiessen manchmal bereits durch Schnee- und Eislücken aus dem Untergrund.
Hier können Sie sich über Farbe und Lebensform jener Frühblüher informieren, welche Beet und Wiese einen bunten Charakter verleihen. Auch wenn Frühblüher optimal im Herbst als Zwiebel/Knolle gesetzt werden, respektive Kältekeimer* als Samen gesät werden, ist eine Pflanzung auch im Frühling noch möglich. So können Sie im Februar und März Setzlinge knapp unter dem Boden einbetten. Es lohnt sich, einen Blick auf die Vielfalt dieser mehrjährigen Pflanzen zu werfen:
Buschwindröschen (Anemone nemorosa)
Familie: Hahnenfussgewächse (Ranunculaceae)
Blüte: 6 bis 8 weisse (teils blau, rosarot getönt) Perigonblätter
Blütezeit: März bis Mai
Standort: halbschattiger bis schattiger Standort Zum Unterpflanzen von Büschen oder Stauden
Pflege: Pflanzung mit dem Wurzelrhizom von Spätsommer bis Herbstende oder auch im Frühling in lockeren Boden. Dünne Kompostschicht auftragen im Frühjahr vor dem Austreiben.
Lebensform: Rhizom-Geophyt mit Knospen unterhalb der Erdoberfläche. Vegetative Vermehrung durch Rhizome Die Bestäubung durch Bienen, Fliegen oder Ameisen.
Sibirischer Blaustern (Scilla siberica)
Familie: Spargelgewächse (Asparagaceae)
Blüte: leuchtend blau, hängende Glöckchen mit dunklem Mittelstreifen
Blütezeit: März bis April
Standort: Bevorzugt schattige und halbschattige Orte, im Beet auf der Wiese oder im Steingarten. Zum Unterpflanzen von Büschen oder Stauden
Pflege: Mag keine Staunässe, die Blätter im Sommer erst zurückschneiden, wenn sie vertrocknet sind.
Lebensform: Ein Geophyt mit eiförmiger kleiner Zwiebel, Blüte ist eine Nahrungsquelle unter anderem für Bienen und Schmetterlinge.
Traubenhyazinthe (Muscari botryoides)
Familie: Spargelgewächse (Asparagaceae)
Blüte: blau bis violette Röhrenblüten auf einer Traube angeordnet
Blütezeit: April bis Juni
Standort: Boden mässig bis gleichmässig feucht, durchlässig, sonnig bis halbschattig
Pflege: ertragen organischen Dünger in Form von Kompost
Lebensform: Geophyt mit eiförmiger Zwiebel als Überdauerungsorgan, Blumen eignen sich gut zum Schnitt für Frühlingssträusse.
Krokusse (Crocus vernus)
Familie: Schwertliliengewächse (Iridaceae)
Blüte: lila, hellviolett gelb
Blütezeit: Februar bis März
Standort: sonnig und einem durchlässiger und feuchter Boden, keine Staunässe
Pflege: abgestorbene Teile im Herbst nicht entfernen, keine Düngung nötig
Lebensform: Winterharter Geophyt, Knolle als Überdauerungsorgan, Blüten überdauern nicht länger als 12 Tage, enthalten Eiweiss und vitaminreichen Pollen für Bienen und Hummeln. Der verwandte Safran-Krokus ist ein Herbstblüher. Seine Stempel werden getrocknet und als Safran gehandelt.
Kuckus-Lichtnelke (Silene flos-cuculi)
Familie: Nelkengewächse (Caryophyllaceae).
Blüte: fünf rosa bis weisse Kronblätter, vierfach verzweigt, tief geschlitzt
Blütezeit: Mai bis Juli
Standort: halbschattig-besonnter, gleichmässig feuchter Boden, gut durchlässig sandig-humos
Pflege: recht pflegeleicht, übersteht den Winter gut (wintergrün) und benötigt nur bei strengen Temperaturen zusätzlich Schutz
Lebensform: Hemikryptophyt (Überdauerungsknospen an der Erdoberfläche) wintergrüne Halbrosettenpflanze, Zierpflanze geeignet an Gartenteichen, sie bevorzugt Uferstandorte.
Duftveilchen (Viola odorata)
Familie: Veilchengewächse (Violaceae)
Blüte: fünf dunkelviolette Kronblätter
Blütezeit: März bis April
Standort: halbschattig, nährstoffreicher, ziemlich feuchter, lehmiger Boden
Pflege: sehr pflegeleicht, Pflanzung im Herbst
Lebensform: Hemikryptophyt, bildet Rhizome, verbreitet sich durch Ausläufer (Stolone). Die Blüte ist wohlriechend, Nektar ist eine Nahrungsquelle für Insekten (Bienen).
Warum blühen Frühblüher früh?
Zum einen zieht sich im Herbst, wenn es kälter wird der oberirdische vegetative Teil ein und es überwintern einzig unterirdische Organe als Zwiebel, Knolle oder Erdsprossen. Hierbei werden Vorräte in Form von Stärke oder Mineralstoffe im Bodenorgan eingelagert. Diese gespeicherte Energie nutzt die Pflanze im Frühjahr um zu spriessen.
Zum anderen nutzen die Frühblüher und Kältekeimer die kalten Temperaturen, um im Frühling zu gedeihen. Sie spriessen trotz dem noch anhaltenden Winterwetter. Dies ist möglich, weil ihre Zwiebeln und Knollen eigene „Frostschutzmittel“ einlagern und schnell verfügbare Vorratsstoffe (Stärke, Mineralstoffe) bereitstellen. Der Vorteil für sie ist, dass die Lichtquelle der länger werdenden Tage im Februar und März vollständig vorhanden ist. Die Pflanzen keimen und blühen auf, bevor Bäume und Sträucher eine Laubdecke bilden und Boden-Decker um Licht konkurrenzieren.
* Die Samen von Kältekeimern müssen eine Kälte- oder Frostperiode durchleben, bevor die Keimung ausgelöst wird. Beispiele dafür sind Bärlauch (Allium ursinum), Schlüsselblume (Primula veris) und gewöhnliche Küchenschelle (Pulsatilla vulgaris)
Quellen und Links:
- https://www.bioterra.ch/gartenwissen/tiere-im-garten/bienenweide-wertvolle-fruehblueher
- Dreyer, E. und W. (2002): Was blüht im Frühling, Sommer, Herbst und Winter?. Stuttgart: Kosmos.
- https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/pflanzenwissen/04567.html
- https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/pflanzen/pflanzenportraets/wildpflanzen/stauden.html