Es ist unbestritten: Farben haben einen grossen Einfluss auf die betrachtende Person und eine unterschiedliche Wirkung auf die Stimmung und den Gemütszustand. Deshalb macht es durchaus Sinn, sich bei der Bepflanzung des Gartens ein paar Gedanken darüber zu machen, welcher Effekt an welchem Standort erzielt werden soll. Gezielt eingesetzt, können Sie mit den Farben nämlich Ihre Gartenräume je nach Vorliebe optisch vergrössern oder verkleinern sowie dunkle Ecken aufhellen oder lichtdurchflutete Standorte beruhigen.
Es ist zwar sehr subjektiv, in welche Stimmung Sie eine Farbe versetzen kann – das Spektrum reicht von Ruhe und Ausgeglichenheit bis hin zu starken leidenschaftlichen und aufwühlenden Gefühlen. Dennoch gibt es ein paar allgemeine Ratschläge, die wir in diesem Blogbeitrag etwas genauer unter die Lupe nehmen möchten.
Mehr Farben – mehr Biodiversität
Einen Garten nach Farbrichtung zu sortieren oder gar nur in einer Farbe zu gestalten, hat mit naturnaher Gartengestaltung nicht allzu viel zu tun. Je mehr die Farbenvielfalt eingeschränkt wird, desto negativer kann sich das nämlich auf die Fauna auswirken. Gewisse Insekten sind teilweise nur auf eine einzige Pflanze spezialisiert – bspw. ist der Königskerzen-Mönch (Cucullia verbasci), ein Schmetterling der Familie der Eulenfalter, auf gelbblühende Pflanzen fixiert und ernährt sich vorwiegend von verschiedenen Königskerzen-Arten (Verbascum). So läuft man Gefahr, dass die Biodiversität stark abnimmt, wenn eine zu einseitige Auswahl an Pflanzenarten & -farben gewählt wird. Nicht zuletzt deshalb sind ja Blumenwiesen, die vor Biodiversität nur so strotzen, stets eine sehr bunte Angelegenheit – bunt und vielfältig in der Farbgebung der einzelnen Blüten. Aber auch in Bezug auf die Form & Farbe der Blätter, Stengel und Stiele sowie auf die Beschaffenheit und die Muster der einzelnen Blumen, Stauden und Gräser.
Denn nicht nur die bunten Blüten bringen Farbe in den Garten, auch die unterschiedlichen Blattarten, Stengel und Stiele der Pflanzen sind für den Charakter eines Gartens nicht zu unterschätzen. Ein Sanddorn (Hippophae rhamnoides) setzt mit seinem silbernen Laub und den orangefarbenen Früchten ebenso schöne Akzente wie die hübsch blühende Hechtrose (Rosa glaucea) mit ihrem blaugrünen Laub und den auffällig braunrot bereiften Trieben. Einige Pflanzen wechseln im Wandel der Jahreszeiten ihre Farbe – wie bekannterweise der Japanische Ahorn (Acer japonicum) oder der Rote Hartriegel (Cornus sanguinea), dessen schwach giftige Beeren für Vögel eine wichtige Nahrungsquelle sind.
Die Wirkung der einzelnen Farbtöne
weiss – pure Strahlkraft
Die Farbe Weiss gilt als Summe aller Farben und wird oft so gedeutet, dass sie alles Positive der Farben vereint.
Sie symbolisiert nicht nur Unschuld, Neubeginn, Reinheit und Vollkommenheit – auch Leichtigkeit, Vernunft und Veredelung sind weitere Assoziationen. Wie bei jeder Farbe gibt es aber auch bei Weiss diverse Farbnuancen mit unterschiedlicher Wirkung: Kreideweiss wirkt matt, Polarweiss hingegen heller, kälter, jedoch auch verlässlich & stabil. Und Eierschalenweiss oder Elfenbeinfarben hinterlässt einen natürlichen, lebendigen Eindruck.
Weiss ist neutral und vermittelt zwischen den verschiedensten Farbtönen. Als Begleitfarbe gelingt mit Weiss jede Farbgebung. Mit Rot kombiniert, erzielen Sie aktivierende Effekte, im Kontrast mit Schwarz oder Grau wirkt Weiss interessant. Weiss ist sicherlich eine Farbe, die optisch weitet. Grosse weisse Bereiche wirken als Blickfang und sollten am besten in die Mitte eines Beetes oder einer Rabatte gepflanzt werden.
rosa – elegant & verspielt
Kaum eine Farbe ist so sehr mit dem Klischee des Weiblichen belegt wie die Farbe Rosa. Auch wenn sie bis anfangs des letzten Jahrhunderts eigentlich als typische Babyfarbe der Jungen galt (was es in gewissen Kulturkreisen noch heute ist). Doch egal, welchem Geschlecht man die Farbe Rosa zuordnen will, sie kommt im Pflanzenreich sehr häufig vor und steht für Einfühlsamkeit und Sanftmut, für Unschuld und zarte Leichtigkeit. Sie gilt zudem als optimistisch, erfreulich und positiv – woher auch die Deutungen „rosige Zeiten“ oder „rosarote Brille“ abgeleitet sind.
Als abgeschwächtes Rot erscheint Rosa ebenso nah und energetisch. Je nach Schattierung wirkt die Farbe sehr elegant, verspielt, manchmal auch etwas überdreht. Rosa wirkt im Zusammenspiel mit anderen Farben überraschend unterschiedlich. Neben Weiss kann es blässlich sein und tritt weniger dominant auf, wie das bspw. oft in einer Blumenwiese der Fall ist. Neben Schwarz hingegen wirkt noch ein helles Rosa kräftig. In Kombination mit Rot gewinnt Rosa hinzu. Gelb verleiht der Farbe mehr Wärme, neben Blau hingegen kühlt sie eher ab. Vor einem grauen oder grünen Hintergrund gewinnt Rosa an Leuchtkraft, wie an der Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi) oder der Seerose (Nymphaea) gut zu erkennen ist. Deshalb wird diese Farbe gerne bei ihrer namensgebenden Pflanze, der Rose (Rosa), eingesetzt und ist bis heute eine der beliebtesten Blütenfarben in den Gärten.
rot – feurig & leidenschaftlich
Rot gilt als Grundfarbe. Als elementare Farbe gehört sie zum Menschen wie das Grün zur Natur. Da Rot selbst in der Natur kaum vorkommt, haben Blumen in kräftigem Rot einen starken Signalcharakter. Kräftige Rottöne setzen deutliche Akzente, dunklere Varianten lassen benachbarte Farben heller erscheinen. Die Farbe Rot wird auch dazu eingesetzt, um große Flächen optisch zu reduzieren.
orange – frisch & exotisch
Orange ist eine Modefarbe, die ihren Ursprung in der Orangenfrucht aus Indien hat und als Synonym für Süsse, Aroma, Erfrischung und einem Hauch von Exotik steht. Die Farbe symbolisiert Bereitschaft zur Veränderung, wirkt spielerisch und gilt zudem als ein Ausdruck von jugendlicher Energie und Wärme.
Orange wirkt ebenso kräftig wie lebendig und warm. Wie die Farbe Rot hat sie auch Signalcharakter und setzt deutliche, manchmal auch knallige Akzente. Idealerweise wird sie mit Rot und Gelb kombiniert. Wer den knalligen Auftritt von Orange aber ein wenig dämpfen will, probiert es am besten mit Weiss, hellem Grau oder Silber als Begleitung.
gelb – leicht & lebendig
Die Farbe Gelb macht einen warmen, behaglichen Eindruck und vereint von allen Farben die positivsten Assoziationen. Gelb steht für die Sonne, das Licht und für Gold. Meist denkt man bei Gelb an ausgelassene Fröhlichkeit und gefühlte Lebendigkeit, an Sonnenblumen, Rapsfelder oder eine Löwenzahnwiese im Mai. Ein Zitronengelb symbolisiert Spass, ein Honiggelb eher einen Spaziergang im Sonnenlicht.
Die Helligkeit der Farbe kann kleine Räume weit und großzügig erscheinen lassen. Gelb lässt sich leicht trüben, es wirkt unter der Beimischung anderer Farben schnell blass oder gar etwas verschmutzt. Andererseits entwickeln gelbe Blumen vor dunklen Hintergründen reichlich an Strahlkraft und lassen benachbarte Farben dunkler erscheinen.
blau – weit & entspannt
Blaufärbungen vermitteln Friedfertigkeit, Tatkraft, Weite und Entspannung. Symbolisch steht die Farbe Blau für Treue und Zuverlässigkeit, für Sehnsucht und Fantasie. Sie gilt aber auch als kühle Farbe, die sehr nobel und elegant wirken kann.
Gerade bei Blumen passen verschiedene Blau-Nuancen sehr gut zusammen. Vor einem dunklen Hintergrund kommt Blau besonders gut zur Geltung und sie eignet sich hervorragend, um optische Weiten zu schaffen. In Kombination mit Rosa, Silber oder Weiss erzielt sie eine eher stimulierende Wirkung.
violett – tiefgründig & verführerisch
Die Farbe Violett hat eine samtige, spirituelle Tiefe. Sie wirkt verführerisch und emotional bewegend. Violett war in der Geschichte die bevorzugte Farbe in Malerei, Druckgrafik und Textildesign. Leidenschaft, Gemütlichkeit und Sensibilität werden auch heute noch mit Violett assoziiert.
Lila, eine helle Variante von Violett, vermittelt die natürliche Stimmung von Zwielicht und Abenddämmerung. Ein dunkleres Violett hingegen lässt eine Stimmung von Privatheit und Feierlaune entstehen. Eine romantische Atmosphäre erzeugt die Kombination von Violett mit Rot und Rosa, wohingegen sie eher dominant wirkt neben Farben wie Silber und Orange, bzw. ruhig und entspannt in der Umgebung von Grau oder Schwarz. Dunkle Töne wie Violett wirken im Schatten eher dumpf, sie brauchen daher unbedingt Sonnenlicht zur Entfaltung.
braun-beige – bodenständig & behaglich
Die erdverbundene, braune Farbe ist dem Menschen historisch bedingt zum Grundbedürfnis geworden. Brauntöne erinnern an die schützende und wärmende Behaglichkeit des eigenen Zuhause und haben daher etwas sehr Beruhigendes. Braun ist zudem eine aromatische Farbe – und so gut wie immer eine Wohltat.
Braun passt gut zu Gelb, Rosa, Rot und Orange, denn die Kraft der Sonne ist im Braun gespeichert. Diese Farbkompositionen wirken auf kleinen Räumen aber eher beengend und schwer. Daher sollten braune Akzente
silbrig-grau – elegant & harmonisierend
Diese Farbtöne stehen für Neutralität, Nüchternheit, Sachlichkeit und Schlichtheit. Gleichzeitig wird mit ihnen auch Reinheit und Kühle, Moderne und Eleganz verbunden. Silber und Grau sind vermittelnde Farben und lassen ihre benachbarte Farben heller erscheinen. Zudem sorgt es für mehr Harmonie im Beet wenn Farben, die sich untereinander nicht vertragen, durch silbrige Pflanzen voneinander getrennt werden. Silbrige Pflanzen leben vom Kontrast mit anderen Farben. Besonders gut ergänzen sie sich mit den Farben Rosa, Flieder, Orange oder Marineblau. Ein Beispiel für ein Beet in dieser Farbkombination ist die Mischung aus silberlaubigen Perlkörbchen (Anaphalis triplinervis) mit blaublühendem Salbei (Salvia nemorosa) oder Schönastern (Kalimeris incisa) – alle drei mit langer Blütezeit im Sommer. Und nicht zuletzt strahlt der beliebte Sanddorn (Hippophae rhamnoides) dank seinem intensiven farblichen Kontrast zwischen Beeren und Blättern eine besondere Faszination aus.
Was die Standortwahl angeht, deutet silbriges Blattwerk darauf hin, dass sich die Pflanzen an sonnigen Standorten wohl fühlen und auch Trockenheit sehr gut vertragen. Die silbrige Erscheinung wird nämlich durch feine Härchen und eine dünne Wachsschicht erzeugt, die die Pflanzen vor der Sonneneinstrahlung schützen sollen.
Grüner Allrounder
Grün ist die Farbe Farbe der Humanität und der Hoffnung und steht für das Leben und die Vegetation. Sie ist per se die Farbe der Natur, wird aber oft unterschätzt oder als selbstverständlich betrachtet. Ist sie einmal nicht vorhanden – sei es während einer Dürreperiode oder durch die fortschreitende Zersiedelung – wird sie jedoch schmerzlich vermisst. Denn Grün ist so viel mehr als nur der Lückenfüller zwischen bunten Blüten. Vom fast weißen Zwiebelgrün über das saftige Grasgrün bis hin zu einem beinahe schwarzen Moosgrün gibt es unzählige Variationen an Grüntönen für jeden Geschmack, die auch miteinander kombiniert werden können und ein spannendes Bild abgeben.
Grün ist ruhig und vermittelnd. Als beruhigende Blattfarbe hat Grün eine Mittlerfunktion zwischen den unterschiedlichsten Blütentönen und gilt als wichtige Ruhezone, die manchmal zu Unrecht vernachlässigt wird. Daher schliessen wir diesen Beitrag mit der wichtigsten Farbe der Natur ab und sind gespannt auf ihre Anregungen und Kommentare zu diesem Thema.
Quellen:
· https://www.garten-pflanzen.info/step-4-die-wirkung-der-farben-in-ihrem-wohlfuehlgarten/
· https://botanikguide.de/10-erstaunliche-fakten-ueber-pflanzen-ihre-bestaeuber/